Bevor jetzt jemand glaubt, ich hätte mich noch nicht von den Nachwirkungen der gestrigen Party erholt – ja, die Jahreszahl ist mein voller Ernst. Das Ausschlafen übernimmt heute meine kleine Assistentin für mich:
Die Idee, schon jetzt (okay, eigentlich bis gestern, aber ich hoffe, mir wird verziehen werden) zu schreiben, stammt von Christoph Deeg, der auf seinem Blog zu dieser Blogparade aufgerufen hat.
2012 war, was den Einsatz von Social Media bei den deutschen Kultureinrichtungen angeht, ein Meilenstein. Nicht nur sind zum 31.12.2012 sage und schreibe 99,8% der deutschen Museen, Bibliotheken und Orchester mit mindestens einem Social Media-Profil ausgestattet (von denen immerhin 80% auch regelmäßig aktualisiert werden). Die entscheidendste Veränderung in meinen Augen ist die im Selbstverständnis der Institutionen.
Was Bibliotheken und Orchester angeht, überlasse ich den Bericht den Spezialisten. Bei den deutschen Museen konnte ich folgende Veränderungen beobachten:
1. Immerhin 55% aller neuen Sonderausstellungen waren mit partizipativen Elementen versehen, und damit meine ich nicht nur eine Feedback-Box am Ausgang, deren Inhalt vielleicht nie gelesen wird. Schöne Beispiele waren für mich vor allem zwei Ausstellungen: Eine zum Thema Comics, bei der man vor dem Betreten der Ausstellungsräume ein kleines Quiz absolvieren musste. Nach der Auswertung bekam man mitgeteilt, mit welchem Helden/Schurken man die größte Ähnlichkeit hatte. Als dieser wurde man dann mittels des entsprechenden Accessoires (Cape, Hut o.ä.) markiert. Beim Besuch der Ausstellung konnte man gar nicht anders, als in die Rolle zu schlüpfen… Die zweite verlangte vor dem Betreten eine Entscheidung auf die Frage: Wird die EU Bestand haben? Je nach Antwort bekam man eine rote oder grüne Chipkarte. Während Teile der Ausstellung ganz klassisch angelegt waren (Vitrinen mit Objekten zum Thema und Texten, die Hintergrundinformationen vermittelten), funktionierten die Multimedia-Stationen nur mithilfe der Chipkarte. Hier sahen „Ja-Sager“ und „Nein-Sager“ unterschiedliche Filme: Ausblicke, wie die Zukunft aussehen könnte, falls sie Recht behielten, kombiniert mit Argumenten, die gegen die Antwort sprachen, die sie beim Eintritt gegeben hatten. Am Ende der Ausstellung wurde natürlich erneut gefragt – und das Ergebnis wurde sofort in die Statistik eingespeist, die man hier sehen konnte: Prozentangaben für die Jas und Neins vor und nach dem Besuch der Ausstellung, sowie einen Wert, der die Zahl der Meinungsänderungen durch den Besuch dokumentierte.
(Wer sich hier an Nina Simons „The Participatory Museum“ erinnert fühlt, liegt richtig!)
2. Das Bewusstsein der deutschen Museen für ihre Zielgruppen wurde geschärft. Die Ansprache erfolgte 2012 sehr viel gezielter über die verschiedenen Kanäle. Ein wunderbares Beispiel ist die gemeinsame App der deutschen und österreichischen Museen (kostenlos für iPhone, Blackberry und Android-Geräte erhältlich). Jeder Nutzer kann hier sein eigenes Profil erstellen und angeben, welcher Typ Museum bzw. Veranstaltung ihn interessiert. Sobald er sich in der räumlichen Nähe aufhält bzw. es Neuigkeiten zu berichten gibt, wird er per Push-Mitteilung darüber informiert.
3. Die Strukturen innerhalb der Organisationen haben sich verändert. Interne Blogs und Wikis sind bei 60% der Museen anzutreffen und werden in der Mehrheit gern genutzt. Ideen können so schneller innerhalb des Teams kommuniziert und ausgearbeitet werden, es besteht aber natürlich auch die Möglichkeit, Berichte/Fragen über die sozialen Netzwerke zu verbreiten und sich Hilfe und Anregungen von außen zu holen.
2012 war also ein ereignisreiches und in vieler Hinsicht sehr positives Jahr. Selbstredend ist der Weg immer noch weit, und auch im nächsten Jahr wird sich sicher niemand langweilen müssen.
Wie es mir ergangen ist? Meine Dissertation ist so gut wie fertig, mein Honorar hat sich fast verdoppelt und auch die Integration freier Mitarbeiter in die Struktur meines Lieblingsmuseums hat sich stark verbessert. So stark sogar, dass mein Hund mich jetzt jeden Tag zur Arbeit begleiten darf. In diesem Sinne: Ein frohes neues Jahr!!!
Lach…das Bild ist wirklich toll! 😉 Musste sehr schmunzeln! LG von Anke
Freut mich zu hören 🙂