Gut eine Woche ist es jetzt her, dass ich morgens beim ersten Facebook-Browsen des Tages auf einen Kommentar von Sebastian Hartmann stieß, der die Schließung der Fanseite des Deutschen Museumsbundes bedauerte. „Liebe Mitglieder, liebe Leserinnen und Leser, der Vorstand und die Geschäftsstelle haben sich aus verschiedenen Gründen leider gegen die Fortführung einer eigenen Facebook-Seite entschieden, deshalb wird diese Seite in 14 Tage entfernt.“ Innerhalb kürzester Zeit folgten Wortmeldungen von etlichen meiner Facebook-Kontakten; es entbrannte eine lebhafte Diskussion.

DMB auf Facebook
Bei mir wurde der Schock über dieses Signal für die deutschen Museen zunächst überlagert durch den, dass ich keine Ahnung von der Existenz dieser Seite hatte! Da schimpfe ich mich Social Media Managerin für Kultureinrichtungen, und dann entgeht mir sowas? Ein Blick auf die Seite beruhigte mich in dieser Hinsicht – wer drei Beiträge im Lauf eines Dreivierteljahres postet, verdient es kaum, entdeckt zu werden. In anderer Hinsicht verstärkte der Blick auf die Seite den Schrecken. Die Seite sah zwar offiziell aus, was sämtliche Angaben – Name, Website etc. – betraf, aber das konnten die doch nicht ernst meinen. Ausschließlich Textbeiträge, so selten und in dieser Länge? Und so schnell die Flinte ins Korn werfen? Für die Seite zum Internationalen Museumstag hatte der Museumsbund schließlich auch die Unterstützung der Kulturkonsorten in Anspruch genommen und etwas Vernünftiges aufgebaut. Hatte sich da vielleicht ein übereifriger Praktikant zu weit aus dem Fenster gelehnt und die Seite ohne Rücksprache erstellt, und man wollte sie jetzt löschen, weil man keine Ahnung hatte, was man damit sollte?

Die Kommentierenden, sowohl auf der Fanseite selbst als auch in der Gruppe Museums Web2.0er, waren sich einig in der Befürchtung, dass Museen sich ein Beispiel am Dachverband nehmen könnten – an der Gestaltung der Seite, vor allem aber an ihrer Schließung. Holger Simon reagierte fix und schrieb eine offene Mail an Vorstand und Geschäftsstelle, in der er sein Bedauern über die Maßnahme ausdrückte und Alternativen aufzeigte.

Wenig später erreichte uns eine Klarstellung des Seitenbetreibers: Die Seite war gar nicht vom Museumsbund eingerichtet worden, sondern von einem Mitglied – und zwar ohne Absprache. Als man in der Geschäftsstelle darauf aufmerksam geworden war, hatte man um die Löschung der Seite gebeten. Kurz darauf äußerte sich auch Eckart Köhne, neu gewählter Präsident des Vereins, auf Facebook und betonte, man habe das Interesse an einer Präsenz zur Kenntnis genommen und werde darüber beraten. Dieses Interesse sollte eigentlich nicht überraschend kommen – erstens steht eine Präsenz in den einschlägigen Plattformen nun mal seit Jahren auf der Agenda für Museen. Zweitens wurde es schon verschiedentlich geäußert. Ich selbst habe im vergangenen Jahr mal darüber geschrieben, und da bin ich keine Ausnahme. Aber gut, nun ist es dem Vorstand zur Kenntnis gelangt – das ist in meinen Augen eine positive Entwicklung.

Wie die Geschichte wohl weitergeht?

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich über keinerlei Insider-Informationen verfüge. Alles, was ich hier äußere, ist lediglich eine Hoffnung, bestenfalls ein Vorschlag. Als persönliches Mitglied, das jedes Jahr an der Jahrestagung teilnimmt, bin ich schon lange enttäuscht von der Zurückhaltung des Vereins beim Thema Social Media und würde mir wünschen, dass der Dachverband den Museen – von denen sich ja auch viele schwer tun – eher ein progressiveres Vorbild wäre, statt hinter ihnen herzuhinken. Man muss allerdings auch bei einem derartigen Verein von Strukturen ausgehen, die die Veränderungswilligen ausbremsen. Es wäre also sicher ein interner Prozess notwendig, um den Museumsbund Facebook-tauglich zu machen.

Ich hoffe, dass die bestehende Seite nicht gelöscht wird. Wer mit Facebook vertraut ist, weiß, dass es möglich wäre, die Verwaltung vom Seitenersteller auf ein Mitglied von Vorstand oder Geschäftsstelle zu übertragen und die Veröffentlichung der Seite zurückzunehmen. Dann sollte sie gründlich überarbeitet werden – Bilder, Impressum, Informationen, KONZEPT. Auf diese Art könnte man die Seite, sobald sie dafür bereit ist, reaktivieren. Es gibt momentan etwa hundertfünfzig Fans, vor dem Ausbruch der Diskussion waren es nur knappe hundert. Das klingt nicht viel, finden Sie? Unter diesen Umständen schon, behaupte ich. Das sind alles Menschen, die sich für die Neuigkeiten des Museumsbundes interessieren, im Falle der ersten hundert sogar so sehr, dass sie offenbar nach dem Namen gesucht haben und nicht auf „Gefällt mir nicht mehr“ geklickt haben, als wenig passierte! Die neueren fünfzig demonstrieren mit dem „Gefällt mir“ vermutlich ihre Befürwortung der Präsenz auf Facebook. In vielen Fällen dürfte es sich um Mitglieder handeln, die anderen sind potenzielle Mitglieder. Sollte man denen jetzt durch die Löschung seine Geringschätzung ausdrücken? Ich finde, nicht.

Ähnliches gilt für den Ersteller der Fanseite. Natürlich hätte er nicht ohne Rücksprache eine offiziell aussehende Seite erstellen und im Namen von Vorstand und Geschäftsstelle sprechen dürfen, ohne dazu autorisiert zu sein. An den geposteten Beiträgen wird auch deutlich, dass er vermutlich nicht viel Übung mit Facebook-Seiten hat. Aber: Er engagiert sich ehrenamtlich für den Verein, und mit der Meinung, dass der Museumsbund auf Facebook präsent sein sollte, liegt er meines Erachtens richtig. Vielleicht könnte der Vorstand der Geschäftsstelle und ihm, gern auch weiteren Personen, die unterstützend tätig werden könnten, einen Workshop spendieren, in dem Strategie und Inhalte erarbeitet werden? Ich jedenfalls würde mich freuen, in Zukunft Neues vom Museumsbund auf Facebook zu lesen.

UPDATE 25.07.2014: In der Diskussion auf Facebook stellte sich heraus, das der Seitenersteller sich offenbar weigert, die Seite auf den Museumsbund zu übertragen. Das ist natürlich weder rechtens noch richtig! Wenn er die Seite selbst betreiben will, sollte sie nicht „Deutscher Museumsbund“ heißen, sondern so etwas wie „Fans des Deutschen Museumsbundes“, „Für eine Präsenz des Deutschen Museumsbundes im Social Web“,…

So, wie die Seite ist, gehört sie dem Museumsbund und sollte ihm auch zur Verfügung stehen. Das ändert nichts an meiner Hoffnung, dass diese Debatte einen Anstoß in Richtung Präsenz auf den einschlägigen Plattformen gibt.

 

UPDATE Mai 2015: Die Seite gibt es wieder, diesmal tatsächlich vom Deutschen Museumsbund erstellt und genutzt.