Am 24. September war ich in Oldenburg, um für Musealog das Seminar „Soziale Medien für Museen“ zu halten. Danach hatte ich noch etwas Zeit, bevor mein Zug nach Hause fuhr, und wie kann man die in einer fremden Stadt besser verbringen als mit einem Museumsbesuch? In die Auswahl kamen natürlich zuerst die Partnermuseen von Musealog – schließlich würde ich gern so viel wie möglich über die Arbeitsbedingungen der Seminarteilnehmer erfahren -, und ich entschied mich für das Stadtmuseum Oldenburg.

Impression aus dem Stadtmuseum Oldenburg

Impression aus dem Stadtmuseum Oldenburg

Den Eingang teilt es sich mit dem Horst-Janssen-Museum, und wenn man seine Eintrittskarte kauft, bekommt man eine kleine Broschüre in die Hand gedrückt, die auf dem Rundgang Informationen liefert. Die Räume sind fortlaufend nummeriert – eine echte Hilfe, denn das Stadtmuseum befindet sich nicht in einem als Ausstellungsraum konzipierten Gebäude, sondern in drei aneinander angeschlossenen Villen. Der Rundgang beginnt in der Francksen-Villa, in der auch die Geschichte des Stadtmuseums ihren Anfang nahm. Theodor Francksen, ein versierter Sammler von Kunst und kunstgewerblichen Objekten, wandelte seine Villa nach und nach zu einem Museum um. Dabei wurde jedes Zimmer thematisch eingerichtet. Als der Platz nicht mehr ausreichte, kaufte er die benachbarte Jürgens’sche Villa dazu und ließ sie mit einem Galerietrakt anbinden. 1910 machte er seine Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich, und bei seinem Tod 1914 vererbte er sowohl die Sammlung als auch die beiden Villen an die Stadt Oldenburg. Damit war die Auflage verbunden, sie zum Museum zu machen.

In der Roten Halle feierte Theodor Francksen am 24. September 1910 die Einweihung seines Privatmuseums

In der Roten Halle feierte Theodor Francksen am 24. September 1910 die Einweihung seines Privatmuseums

Nach Francksens Tod wurden die Ausstellungsräume mehrfach umgestaltet. Der größte Entwicklungsschritt erfolgte nach dem Tod des Oldenburger Malers Bernhard Winter, der der Stadt seinen gesamten Nachlass vermachte. Die Neue Galerie wurde erbaut, der Eingangsbereich des Stadtmuseums verlagert, und die Ballin’sche Villa wurde an das Ensemble angeschlossen.

Noch heute gehört es aber zum Konzept, Themenräume historisch oder historisierend eingerichtet zu präsentieren. Einige davon habe ich bei meinem Besuch fotografiert und die Bilder auf Instagram hochgeladen (eigentlich ein kleiner privater Instawalk):

Der Weiße Salon

Der Weiße Salon wurde von Theodor Francksen 1904/05 im Stil des Rokoko eingerichtet

Theodor Francksen hatte ein Trinkzimmer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Theodor Francksen hatte ein Trinkzimmer. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Miniatur-Kirmeskarussell (um 1910)

Das Miniatur-Kirmeskarussell (um 1910) findet sich im Kinderzimmer im Obergeschoss der Jürgens’schen Villa

Die Präsentation der Werke Bernhard Winters beginnt im Übergang von der Jürgens’schen zur Ballin’schen Villa. Besonders interessant fand ich sein großformatiges Gemälde „Die Bereitung des Flachses“ dem die dafür notwendigen Werkzeuge gegenübergestellt sind.

Ausschnitt aus Bernhard Winters "Die Bereitung des Flachses"

Ausschnitt aus Bernhard Winters „Die Bereitung des Flachses“

Winters Gemälde werden nach Genres aufgeteilt in mehreren Räumen gezeigt. Das Obergeschoss ist dann der Stadtgeschichte Oldenburgs gewidmet, die durch zahlreiche historische Objekte und auch mehrere Stadtmodelle anschaulich gemacht wird.

Gemälde von Bernhard Winter in der Ballin'schen Villa

Gemälde von Bernhard Winter in der Ballin’schen Villa

Insgesamt hat das Stadtmuseum sehr viel Charme, insbesondere Fans von historischen Gebäuden und Interieurs werden mit Sicherheit auf ihre Kosten kommen! Sehr modern ist die Präsentation sicher nicht; die Broschüre ist schön gemacht, aber es ist ein wenig anstrengend, ständig die Raumnummer zu suchen und stehen zu bleiben, um zu lesen. Wenn es ein Budget dafür gäbe, wäre ein Audioguide sicher eine gute Alternative – oder die Anbringung von QR-Codes in der Ausstellung. So oder so wäre eine Vermittlung über die akustische Ebene aus meiner Sicht vorzuziehen, denn es gibt ringsum so viel zu sehen, dass es mir teilweise schwerfiel, mich davon loszureißen, um den Text zu lesen. Aber dass ich mich so gern umschauen wollte, spricht natürlich für sich, und für das Stadtmuseum Oldenburg!