Immer wieder höre ich als Argument gegen den Einsatz von Social Media, damit erreiche man das Stammpublikum vieler Museen, nämlich ältere Menschen, nicht. Natürlich kann ich das nicht in jedem Fall beantworten – ob genau die Menschen, die regelmäßig die Angebote Ihres Hauses wahrnehmen, auf den einschlägigen Plattformen unterwegs sind, müssen Sie selbst recherchieren. Aber ich kann ein paar Zahlen liefern, um zu belegen, dass es gar nicht so unwahrscheinlich ist, wie Sie vielleicht denken.

Seniorbook

Screenshot von seniorbook.de , einem Netzwerk, dass insbesondere, aber nicht ausschließlich, Menschen ab 50 anspricht.

Möchten Sie diesen Beitrag lieber hören? Dann bitte hier entlang zum Podcast.

 

Ich konzentriere mich im Folgenden auf Menschen ab 50 Jahren. Richtig, 50-Jährige sind noch keine Silver Surfer – und genau darum geht es. Sie werden feststellen, dass dort eine Veränderung in der Mediennutzung ersichtlich wird, wo das aktive Berufsleben endet.

Kommen wir zunächst zu einem Überblick über die Mediennutzung allgemein:

Mediennutzung 2014

Screenshot aus der Onlinestudie 2014 von ARD und ZDF, http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=483

Das Internet schlägt also auch bei den Menschen ab 50 mit durchschnittlich 46 Minuten pro Tag zu Buche – und liegt damit deutlich vor der Zeitung mit 34 Minuten.

Doch wie viele ältere Menschen nutzen das Internet? Sehen Sie selbst:

Onlinenutzung 2014

Screenshot der aktuellen Onlinestudie, http://www.ard-zdf-onlinestudie.de/index.php?id=501

Sie sehen erstens den bereits angesprochenen Unterschied zwischen den Berufstätigen (nutzen zu 92,8 % das Internet) und den Rentnern bzw. Nicht-Berufstätigen (51,3 % Onliner). Wer im Arbeitsleben ist, muss natürlich in höherem Maße mit der Zeit gehen und sich mit „neuen“ Technologien befassen. Zweitens wird auch in der Altersstruktur der Sprung deutlich: Menschen in den Fünfzigern sind zu 82,1 % Internetnutzer, ab 60 Jahren geht die Zahl zurück auf 45,4 %. Dennoch ist auch das noch fast jeder Zweite, und man muss beachten, dass es keine Altersobergrenze in dieser Kategorie mehr gibt – womit auch sehr, sehr alte Menschen inbegriffen sind, die sicherlich auch körperlich und/oder geistig sowieso nicht mehr in der Lage wären, die Angebote eines Museums zu nutzen.

Wir wissen also, dass immerhin etwa die Hälfte der Silver Surfer das Internet nutzt. Darüber, wie viele von ihnen Social Media nutzen, gibt die aktuelle Onlinestudie nicht so klar Aufschluss – aber die von 2012 tat es:

Die Hervorhebung stammt von mir.

Die Hervorhebung stammt von mir.

Wir sehen hier, dass zumindest der Bereich „private Netzwerke und Communitys“, in den etwa Facebook gehört, nicht schlecht repräsentiert ist: 39% der 50-59-jährigen sind hier vertreten, und immerhin 16 % der Menschen ab 60 Jahren.

In ihrem Vorwort zu der sehr empfehlenswerten Beitragssammlung „Senioren im Web 2.0: Beiträge zu Nutzung und Nutzen von Social Media im Alter“ erklären die Herausgeber Cathrin Bengesser und Thomas Tekster, dass Ältere sowohl dieselben Angebote nutzen wie die Jüngeren, wenn auch in geringerem Maße; sie nutzen aber auch Angebote speziell für ihre Altersgruppe. Und das ist auch gut so, finden die Autoren – und ich kann mich da nur anschließen. Denn das Social Web kann auch helfen bei eingeschränkter Mobilität. So wie körperlich gehandicapte Menschen im Netz neue Freiräume finden, bietet es auch alten Menschen, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen können, die Möglichkeit, mit ihren Lieben in Kontakt zu bleiben. Und das geht natürlich besonders gut über soziale Netzwerke.

Mein Fazit wäre also, dass ältere Menschen nicht nur bereits in recht großer Zahl Angebote im Internet und auf Social Media-Plattformen nutzen, sondern dass man als Museum auch gut daran tut, sie dazu zu ermutigen. Erstens werden die Zahlen in den nächsten Online-Studien sicher steigen – denn wer einmal angefangen hat, einschlägige Dienste zu nutzen, wird nicht damit aufhören, nur weil er jetzt 65 ist. Zweitens bieten Social Media Chancen, die man auch älteren Menschen keinesfalls versagen sollte. Aus dem Grund finde ich es unterstützenswert, wenn Kultureinrichtungen ihnen den Weg ebnen und Orientierungshilfe in einer vielleicht etwas fremden Welt liefern.