Nachdem das Deutsche Filmmuseum gut eineinhalb Jahre lang geschlossen war, hat an diesem Wochenende die Wiedereröffnung stattgefunden. Freitag und Samstag war das Haus nur für geladene Gäste geöffnet, heute dann für alle. Von 10 bis 22 Uhr bei freiem Eintritt konnten Interessierte sich die neuen Ausstellungen, aber auch die neuen Räumlichkeiten anschauen – ein Angebot, das dem Andrang nach zu urteilen auf großen Anklang gestoßen ist.

Während der Schließung wurde nicht „nur“ die Dauerausstellung überarbeitet, sondern auch das Haus aufgestockt, um mehr Raum für Sonderausstellungen sowie für die pädagogische Arbeit zu schaffen. Die Veränderung ist also schon von außen deutlich erkennbar. Auch im Inneren hat sich alles verändert: Im Erdgeschoss findet sich Museumsshop und Café in großzügigen Räumlichkeiten, das Treppenhaus wirkt hell und offen.

Die Dauerausstellung zerfällt wie gehabt in zwei thematische Schwerpunkte, die auch auf getrennten Stockwerken zu finden sind. Im ersten Stock geht es um „Filmisches Sehen“, also um die Entwicklung der Techniken, die zu bewegten Bildern der unterschiedlichsten Arten geführt haben. Die Vitrinen sind als schwarze Tuben mitten im ebenfalls schwarzen Ausstellungsraum verteilt. Sie sind zu fünf thematischen Clustern angeordnet: Schaulust, Bewegung, Aufnahme, Projektion und Laufbild. Die Wände sind ebenfalls bespielt, teils mit weiteren in die Wand eingelassenen Vitrinen, teils mit den Ausstellungstexten. Sehr schön gelungen ist meiner Meinung nach die Kombination von Originalobjekten und Modellen, die sich teils direkt neben den Vitrinen, teils in Form von Stelen in den Clustern befinden und von den Besuchern ausprobiert werden dürfen. Nachdem also die Funktionsweise eines historischen Apparats erklärt wurde, hat man an vielen Stellen die Möglichkeit, ihn selbst zu testen. Da im Deutschen Filmmuseum der Film immer für sich selbst sprechen soll, findet sich am Ende der Ausstellung auch ein kleines Kino, in dem ein Programm früher Stummfilme zu sehen ist.

Im zweiten Stock steht das „Filmische Erzählen“ im Mittelpunkt, in anderen Worten die Sprache des Spielfilms. Der Ausstellungsteil ist gegliedert in die Bereiche Schauspiel, Ton, Bild und Montage. Auch hier ist der Raum eine „Black Box“, dennoch ist die Raumwirkung vollkommen anders als im ersten Teil. Beim Hereinkommen steht der Besucher zunächst vor einer Filminstallation, auf der auf vier großen Leinwänden Ausschnitte aus Filmen gezeigt werden, die sich gegenseitig kontextualisieren. Rund um dieses Herzstück befinden sich entlang der Wände freistehende Vitrinen mit quadratischem Sockel, in denen die Highlight-Exponate gezeigt werden. Entlang der Wände befinden sich Vitrinen mit weiteren Exponaten und Ausstellungstexten, unterbrochen von Monitoren, auf denen der Besucher sich Interviews mit Filmschaffenden anschauen kann. In den hinteren Ecken des Raums befinden sich die Multimediastationen, an denen Montagetechniken und die Wirkung verschiedener Lichtsetzungen ausprobiert werden können. Verbunden werden die beiden Stationen durch einen großen Greenscreen, auf dem mit drei Kameras aufgenommen wird – man kann sich selbst auf den Monitoren so vor drei verschiedenen Hintergründen sehen.

Insgesamt überzeugt die neue Dauerausstellung durch ihre faszinierenden Objekte und ihre hohe Interaktivität. Was meiner Meinung nach gelegentlich schwierig ist, ist die Orientierung den schwarz gehaltenen Räumen, da die farbliche Abgrenzung der thematischen Bereiche sehr zurückhaltend ausgefallen ist (hier kommt zum Tragen, das ich so dunkle Räume einfach nicht mag). Dies wird sicher durch die Führungen kompensiert werden müssen, eine Hilfe ist aber auch die zur Eröffnung erschienene Sonderausgabe des Programmhefts, das das neu gestaltete Haus vorstellt und auch Pläne der Ausstellungsräume beinhaltet.

Im dritten Stock befindet sich der Raum für Sonderausstellung, der aktuell mit „Jim Rakete – Stand der Dinge“ belegt ist. Die Wände werden bespielt mit 100 Porträtfotografien deutscher Filmschaffender, die Jim Rakete in einzigartiger Manier geschaffen hat. Rakete hat jeden Star mit einem Objekt fotografiert, das in einem seiner wichtigsten Filme eine Rolle spielt bzw. bezeichnend für sein Schaffen ist, so etwa Nora Tschirmer mit dem Keinohrhasen und Michael Ballhaus mit seinem Viewfinder. Jedes einzelne Bild ist originell und anrührend und würde eine eingehende Betrachtung verdienen, die heute leider aufgrund des großen Andrangs nicht möglich war. Im Raum verteilt finden sich transportkistenartige Vitrinen, in denen einige der abgelichteten Objekte zu finden sind – zum Beispiel der Keinohrhase.

Im vierten Stock schließlich befinden sich die Räume der Pädagogik, in denen unter Anleitung filmspezifische Techniken zu erproben sein werden:

Insgesamt ist das neue Filmmuseum kaum wiederzuerkennen, auch wenn durchaus einige der Exponate aus der alten Dauerausstellung wieder mit von der Partie sind. Während die Ausstellung früher sehr stark inszeniert war und in viele kleinere Räume zerfiel, die entsprechend der Epoche, die sie erzählen sollten, gestaltet waren, wirkt die Ausstellung jetzt moderner und stringenter. Was sich nicht verändert hat, ist die Tatsache, das sie zum Entdecken und Experimentieren einlädt. Und dass sie Erinnerungen weckt…

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